Ein Beitrag, den ich nicht schreiben wollte

Ich wollte möglichst wenig|keine Beiträge über den Alltag mit Kindern schreiben. Gleichzeitig wollte ich möglichst regelmäßig etwas schreiben. Meiner Seele tut das gut. Vielleicht wollte ich mir vor Augen führen, dass ich ein Leben neben den Kindern habe. Aber bereits heute morgen begann ich hektisch darüber nachzudenken, worüber ich heute Abend in der halben Stunde schreiben könnte. Aber das Beste, das mir einfiel, war die Frage, was ich in den nun fast 2 Jahren Elternzeit alles gemacht habe, für welche Themen ich mich so interessiert habe. Da gab es einiges. Phasenweise beginne ich fast fanatisch Bücher über gewisse Themen (Mikroplastik, Kochen, Montessori-Pädagogik, Aufräumen) zu lesen. Dann referiere ich unablässig darüber, bis diese Phase wieder vorüber ist. Für meinen Mann war die Phase, in der jeder Satz mit „Marie Konto sagt aber…“ vermutlich am schwierigsten. Womöglich weil sich an diese Sätze meistens die Aufforderung anschloss dieses oder jenes weg zu werfen. – Ja dachte ich. Darüber ließe sich schreiben, aber mit der Elternzeit ist es nahe an dem Kinder-Thema. Außerdem treibt mich grade weder Maria Montessori noch Marie Konto herum, sondern das Thema Selbstfürsorge, das aber ist ganz nahe mit den Kindern verknüpft. Ich habe Podcasts entdeckt und höre anderen Mamas dabei zu, wie sie davon berichten, wie sie Mamas in Kursen dazu raten, besser auf sich zu achten. Mehr Mama-Thema geht ja wohl kaum. Aber darüber will ich ja nicht schreiben. Also denke ich darüber nach, ob es andere Bücher gibt, die lese oder höre, Filme die ich schaue oder tiefsinnige Gedanken, die ich mir mache. Fehlanzeige. Momentan schauen wir wirklich schlechte Liebeskomödien. Als frischgebackene Mama regt mich vieles schnell auf. Außerdem liegt die Kleine immer bei uns. Über diese Filme aber, die weder mich noch das Kind aufzuregen, möchte ich ganz bestimmt nichts schreiben. Manchmal habe ich am nächsten Morgen schon vergessen, was wir am Vorabend geschaut haben. Irgendwann triften sie sie alle in furchtbaren Kitsch. (Der Film von gestern ist da vielleicht eine Ausnahme, aber das fällt mir erst jetzt ein. Er war aber auch weder Komödie noch ein echter Liebesfilm. Wir haben uns da vertan.) Filme geht also nicht. ( Wir versuchen seit geraumer Zeit die Herr-der-Ringe-Trilogie zu schauen, darüber schreibe ich aber bestimmt nichts. Zu viele mit mehr Schreiber-Talent haben in den letzen Jahren sicher alles dazu gesagt, was es zu sagen gibt. Und ja. Auch diese Filme regen mich auf. Wir haben sie mittags in Etappen geschaut. Bis in den dritten Teil sind wir bisher gekommen. Ziel: Bis Silvester alles zu schaffen. ) Bücher? Ich höre einen Roman über das Leben von Marie Montessori. Interessant, nicht so schlecht geschrieben, wie ich zu erst dachte, aber keine Glanzleistung, die mich bisher inspiriert hat. Irgendjemand schreibe über dieses Buch, es sei ganz gut, nur gehe es ständig ums Essen. Dem kann ich zustimmen. Die Frage: Isst sie das Nougat oder isst sie es nicht, war einer der dramatischen Höhepunkte.

Gut, dachte ich, vielleicht schreibe ich doch über das Buch. Vielleicht auch über Corona, wobei ich nicht weiß, was es darüber noch zu sagen gibt. Mir wird schon etwas einfallen. Das war heute morgen.

Mittags war ich mit beiden Kindern Windeln kaufen und meine Große bekam ihren ersten Wutanfall im Supermarkt. Mit Schreien, auf den Boden werfen, das volle Programm. Es kommt mir jetzt mit zeitlichem und räumlichen Abstand wie ein böser Traum vor. Zur Verarbeitung dieses Ereignisses habe ich, das soll man nach Traumata ja machen, es möglichst vielen Menschen erzählt.

Ich dachte an all die Mütter, über die ich womöglich, als ich noch kinderlos war, geurteilt habe, als sie in ähnlichen Situationen waren. Ich dachte an die verschiedenen Herangehensweisen an solche Situationen in der jetzigen Generation und der vorherigen. An all die Bücher über bedürfnisorintierter Erziehung, die ich gehört habe, dachte ich und dass ich so fassungslos über dieses Ereignis war, dass ich fast so etwas wie gute Laune hatte. Aber darüber will ich ja nicht schreiben.

Womöglich ist das aber die Erkenntnis dieses Tages – neben der Erkenntnis, dass auch das kooperierendste Kind einen Wutanfall bekommen kann – wer Kinder hat, hat es schwer so zu tun, als hätte er keine. Auch wenn es nur darum geht, am Abend eine halbe Stunde lang einen Beitrag zu schreiben, der nichts mit Kindern zu tun hat.

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